Der Hamburger-Ruderinnen-Club und der Nationalsozialismus
Im diesem Jahr jährt sich die Gründung unseres Clubs zum 100. Mal. Wir nehmen dies zum Anlass, die Geschichte des HRC in ihrer Gesamtheit und hier insbesondere die ersten 40 Jahre näher zu betrachten.
Hierzu haben wir eine wissenschaftliche Studie zur Geschichte des HRC in der Zeit von 1925 bis 1965 in Auftrag gegeben. Der Fokus dieser Studie liegt auf dem Nationalsozialismus und dessen Auswirkungen auf unseren Club. Ziel war es – unter Berücksichtigung des damaligen gesellschaftspolitischen Kontextes –, die Rolle des HRC und die Entscheidungen, die während dieser Zeit im HRC getroffen wurden, kritisch zu beleuchten.
Mit dieser Studie wollen wir zugleich den 2022 begonnenen Prozess der partizipativen Entwicklung des Leitbildes unseres demokratisch verfassten Clubs fortsetzen, der seit seiner Gründung für Frauenrechte, Gleichstellung und die Förderung des Frauenruderns steht. Es ist uns bewusst, dass die Aufarbeitung unserer frühen Clubgeschichte ein sensibler Prozess ist. Daher ist es für uns wichtig, dass sich – nach der intensiven Auseinandersetzung mit diesem Thema in den letzten Monaten in der Cluböffentlichkeit – die Mitglieder hinter die Beauftragung dieser Studie gestellt haben.
Die Ergebnisse der Studie, für deren Erarbeitung wir Dr. Bois, einen an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) tätigen Historiker, haben gewinnen können, machen wir der Öffentlichkeit zugänglich. Am 9. September 2025 gab es eine erste Veranstaltung für die interessierte Öffentlichkeit, bei der auch die druckfrische Studie zum Verkauf angeboten wurde. Im Anschluss werden noch im Jubiläumsjahr moderierte Diskussionsveranstaltungen stattfinden. So wird auch für unsere jüngeren Mitglieder Gelegenheit bestehen, mit uns darüber in den Dialog zu treten, was wir heute aus unserer Clubgeschichte lernen können.
Mit unserem Anliegen, dieses bisher nur unzureichend erforschte Kapitel unserer Clubgeschichte aufzuarbeiten, distanzieren wir uns zugleich von den nationalsozialistischen Positionen der Clubmitbegründerin und langjährigen Vorsitzenden Sophie Barrelet und von deren Rolle im Nationalsozialismus. Wir bedauern, dass die Hamburger Ruderinnen sich hierzu nicht früher öffentlich positioniert haben.
Das Fazit des Historikers:
- Der HRC hat sich sehr früh nach der NS-Machtüberahmne mit dem neuen Regime arrangiert.
- Eine widerständige Haltung lässt sich zu keinem Zeitpunkt im HRC feststellen.
- Die Einführung des Arierparagraphen war nicht nur antisemitisch, sondern geschah in vorauseilendem Gehorsam.
- Es spricht einiges dafür, dass nach 1933 jüdische Mitglieder ausgeschlossen wurden.
- Die nationalsozialistische Ideologie prägte den Verein während der gesamten NS-Zeit.
- Neben dieser strukturellen Belastung gab es die persönliche Belastung einzelner Mitglieder.
- Nach 1945 gab es – abgesehen von einer kurzen Phase – eine hohe personelle Kontinuität.
- Bis 1965 fand keine Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit statt.
Die gedruckte Studie kann beim Club zum Selbstkostenpreis von 20 € zzgl. Versandkosten erworben oder hier heruntergeladen werden. Anfragen zum Erwerb bitte an studie@hamburger-ruderinnen.de.
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Der Vorstand des Hamburger Ruderinnen-Clubs von 1925 e. V.
